Reisebericht Tunesien 2002 / 2003

 

 

Wer wir sind???

 

Petra : geb. 23.07.73, staatl. Annerkannte Heilpädagogin

 

Jürgen: geb. 16.10.67, Dipl.- Jng. (FH)

 

Unser Hano, genannt die „TEEKÜCHE“ : Bj. 71 , GRUKW  mit Faltverdeck

 

Für uns alle 3 war es die erste Tour in die Nordafrikanischen  Gefilde. Die Idee und der Traum davon sind jedoch schon vor Ewigkeiten entstanden.

So kam es, dass uns 1999 der Hano über den Weg lief und von dort an war klar................

Jetzt muss es bald losgehen.

Die wichtigsten Teile wurden gecheckt, getauscht, geschraubt. Wasser- und Dieseltanks unter, Solar auf den Koffer gebastelt und dann war es endlich soweit!

 

Am Samstag den 21.12.02:

 

starten wir in Karlsruhe, wie immer mit Verspätung, erst gegen 14:30 Uhr. Da unsere Fähre erst am 24.12.02 Genua verlassen soll, können wir uns getrost Zeit lassen.

Es regnet und wir empfinden die Außentemperaturen von ca. 10 C° noch als sehr angenehm in unserem zugigen Führerhaus.

An der Schweizer Grenze angekommen, löhnen wir unsere Schwerlastabgabe (von momentan ~ 32€ für 10 Durchfahrts-Tage).

Im strömenden Regen geht es Richtung Gotthard-Tunnel, wo es schon merklich kühler zugeht. Die Straßenränder sind schneebedeckt und der Hano pustet sich bis zum Tunneleingang souverän nach oben.

Auf der Südseite des Gotthards fahren wir den Rasthof Bellinzona an, um dort zu nächtigen. Petra dreht schnell die Standheizung an, damit es im Koffer angenehmer wird.

 

Sonntag 22.12.02:

 

Bei Temperaturen um den Gerfrierpunkt und Nebel  genießen wir heißen Kaffee und unsere Webasto - Heizung, die wir sonst eher selten in Gebrauch haben. Außerdem sind die „Örtlichkeiten“ auf diesem Rasthof nur weiter zu empfehlen!

Bis wir wieder startklar sind schlägt es bereits 11:30 Uhr.

Die öde Autobahnstrecke bis Genua haben wir bis 16:00 hinter uns gebracht. Wie wir schon von vielen Afrikareisenden gehört haben, ist es nicht einfach , in Genua die richtige Strecke zum Hafen zu finden, vor allem, wenn man sie das erste mal sucht.

So landen auch wir auf der Hochstrasse und gurken über 1 Stunde wie die Bekloppten durch Genua. Endlich am Hafen angekommen, gesellen wir uns zu dem schon dort stehenden MB 508 mit einer netten Familie aus Sarlouis.

 

Jetzt erst mal’n Bier und dann Reise- und Benzin bzw. Diesel -gespräche, wobei sich herausstellt, dass die 6 (incl.2 Hunden) auch die Carthage am 24-ten gebucht haben.

Nach einer großen Schüssel Salat und Baguette huschen wir recht zeitig in den Schlafsack, da auch in Genua die Temperaturen nichts von Süden versprechen.

 

Montag 23.12.02:

 

Es steht ein ruhiger Tag bei inzwischen immerhin 15C° bevor. Der Besuch des in Hafennähe befindlichen COOP’s ist für uns erst mal ein Muss, um uns 1. von der Fülle des Angebotes erschlagen zu lassen und 2. unseren Vorrat an  „Getränke“ besonderer Art aufzufüllen.

Der Himmel reißt immer wieder auf und lässt sogar ein paar Sonnenstrahlen erhaschen.

Ich nutze den trockenen Asphalt, um schnell nach den Ölen von Getriebe und den Achsantrieben zu schauen, da diese bei Autobahnfahrten durch die alten Dichtungen u. Siri’s schon nass werden. Aber scheinbar ist dies nur ein etwas erhöhtes „Schwitzen“, denn ein richtiger Verlust an Öl war nicht zu verzeichnen.

Gegen Abend fahren wir direkt zum Ablegekai von Tunesien - Ferries, um direkt vor Ort zu sein, wenn am nächsten morgen die große Halle und die Kontainer zur Abfertigung öffnen.

Inzwischen haben sich dort auch schon andere 4X4 Fahrzeuge eingefunden. Da es draußen nun schon wieder regnet gibt es bald Abendessen und eine Mütze Schlaf.

 

Dienstag 24.12.02:

 

Es ist eine unruhige, und trotz frühen Schlafengehens, kurze Nacht. Um 6:00 Uhr klopft es heftig an den Koffer und die Gendarmen machen uns klar, dass wir mit dem Fahrzeug wieder vor zu den kleinen Kontainer müssten, um dort das Ticket einzuchecken. Na toll, alle schlaftrunken hinters Steuer und die 200m zurückfahren, Ticket zeigen und Kabinennummer entgegennehmen, dann wieder die 200m zurück und noch’ ne Runde weiterschlafen. Als wir um 9:30 aus dem Hano gucken hat die Carthage schon festgemacht und wir haben nichts davon mitbekommen.

Auch der Parkplatz ist mittlerweile mit weiteren Wüstenfüchsen und vor allem sehr viele völlig überladene PKW’s aller Kategorien gefüllt.

Jetzt heißt es sich den Polizeistempel in der großen Halle zu besorgen und dann erst mal frühstücken. Wir stehen in der ersten Reihe der langen Schlange, müssen aber bei der Beladung des Schiffes bis zum Schluss warten und dürfen dann wirklich erst als „allerletzte“ in den großen Bauch fahren. Wahrscheinlich hieß das Motto des Lademeisters :

Die letzten werden heute mal wieder die ersten sein.

Mit „nur“ 45 min. Verspätung legt die Carthage um 13:45 Uhr ab. Wir nehmen unsere „geräumige“ Kabine in Empfang und schauen uns dieses „Riesenschiff“ erst mal ausführlich an. Gegen Spätnachmittag öffnen sich dann die Schalter für die Einreiseformalitäten nach Tunesien. Anstehen, Papierchen hier und da ausfüllen, Stempel dort abholen, bis wir endlich alles zusammen haben. Jetzt beginnt dann endlich der entspannendere Teil unserer Tour und alles andere wird viele Seemeilen hinter uns gelassen.

 

Am Abend lassen wir uns zunächst von den „Köstlichkeiten“ des Self-services verwöhnen, sodass die Freude auf unser Fläschchen Sekt noch größer wird ; es ist ja schließlich Heiligabend.

Draußen sehen wir noch Lichter von Sizilien leuchten als wir uns die Koje hauen. Der Seegang ist auch recht ruhig geblieben.

 

Mittwoch 25.12.02:

 

Um 7:00 kann ich nicht mehr schlafen. Das Schiff schwankt. Ich möchte nach draußen schauen können. Darum gehe ich nach oben und bemühe mich erst mal um zwei Kaffee.

Die See ist ruhig, aber in so einer geschlossen Kabine kann man nicht wirklich einschätzen wie es draußen zugeht.  Es ist angenehm warm und die Sonne sticht mir in die müden Augen. Tunis ist schon in Sicht. 11:30 Uhr rollen wir dann auf afrikanischen Boden. Die Zollformalitäten sind in 20min. erledigt. Wir fahren die erste Tankstelle an, füllen alle Tanks und der Kommentar, „in Tunesien macht tanken noch richtig Spass“, ist bei 30 cent pro Liter wirklich angebracht.

„Schnell“ lassen wir Tunis hinter uns und legen uns auf die Autobahn Richtung Sousse,

wo wir uns bei Monastir ein nettes Nachtplätzchen suchen. Sobald die Sonne untergeht wird es im Dezember auch in Tunesien sehr schnell „schattig“.

 

Donnerstag 26.12.02:

 

Heute wollen wir bis nach Douz kommen, denn hier treffen wir unsere Freunde mit denen es dann ins Sperrgebiet gehen soll.

Also werfen wir um 10:00 Uhr den Hano an und fahren über Kairouan, Gabes und Kebili nach Douz, wo wir dann endlich gegen 18:00 Uhr auf dem Desert-Club Camping ankommen. Die Landschaft auf der Strecke Gabes - Kebili gibt uns bei untergehender Sonne das Gefühl, wirklich auf einem anderen Kontinent zu sein.

Schnell finden wir den Patrol und die 2 Mopeds unserer Freund und stellen uns dazu.

Zu sehen ist aber niemand. Sitzen wohl im Cafe und rauchen Chicha.

Wir sind hungrig und kochen erst mal was deftiges. Währenddessen tauchen auch die 4 anderen auf. Es wird ein langer Abend, denn wir haben uns alle viel zu erzählen und die Planung der nächsten Tage zu besprechen.


Freitag 27.12.02:

 

Wir lassen uns mal wieder von der Sonne wecken und wollen nach einem ausgiebigen Frühstück durch das „Tor der Sahara“  ein paar Stunden in die Dünen tauchen. 30km südlich soll es ein  Cafe in der Wüste geben, was wir suchen und finden möchten.

Doch wir schaffen es keine 500m weit, da gräbt sich der Patrol schon ein und wir stellen fest, dass der Allrad gar nicht funktioniert. Wäre uns das erst mitten in der Wüste aufgefallen, hätte der Hano den Patrol einige km ins Schlepptau nehmen dürfen.

So tat es ein Ruck mit dem Bergegurt und der Hano hat den Patrol wieder auf festen Boden gebracht, wo wir nun den ganzen vorderen Allradmechanismus zerlegen. Das Übel ist ein verschlissener Einrückring, auf den wir die 2 nicht mehr vorhandenen Keile schweißen lassen müssen. Also zurück auf den Campingplatz und dann ab zum Schweißer.

Christoffer feilt bestimmt 1 Stunde, bis die Form so stimmt, damit die Keile wieder in die Nuten passen.

Wir unternehmen danach einen Spaziergang durch Douz, während die anderen eine Testfahrt mit dem „neuen“ Allrad machen.

Am Abend sind wir zu einer tunesischen Hochzeit eingeladen, aber zuvor lädt uns Ahmet

ins Cafe zum Chicharauchen ein. Danach werden wir in 2 Taxis zum Ortsausgang gefahren, wo sich im Außenbereich eines Hauses schon viele Freunde und Bekannte des Brautpaares eingefunden haben. Der Bräutigam sammelt an diesem Abend Geld für die Hochzeit die angeblich um die 10000 Dinar kosten soll. Eine 5-köpfige Combo in tunesischer Tracht tanzt, trommelt und flötet nur weiter, wenn ihre Samtmützen mit Dinar bestückt werden. Der Mindestbeitrag beträgt 2 TD pro Person.

Nach diesem unvergesslichen Erlebnis werden wir wieder per Taxi zum Camping chauffiert, wo wir uns noch eine gute deutsche Flasche Sekt genehmigen und dann in die Federn fallen.

 

28.12.02:

 

Um 8:00 Uhr stehen wir auf und Andreas überrascht uns mit frischem Baguette und Frühstückseiern. Was für ein Genuss!

Heute wollen wir über die Asphaltstrasse den Chott EL Cherid queren und uns in Tozeur das sog. Festival ansehen. Die Fahrt durch den Chott ist sehr beeindruckend, da man das Gefühl hat, sich auf einer nicht mehr endenden Ebene zu bewegen, in der man aufgrund des Fathamorganafeelings nicht weiß, ob das nun wirklich Wasser ist, was da in der Ferne schimmert. Der heftige Wind bläst den Sand über die Strasse und bremst den Hanomag derart, dass er sich nur noch 60km/h vorwärts bewegt.

Nachdem dann doch plötzlich die erwartete Gebirgskette vor uns auftaucht kommen wir auch bald in Tozeur an.

Wir müssen recht weit laufen, um dort hinzukommen, wo das Spektakel stattfinden soll.

Alle sind hungrig und durstig. Andreas und Thomas holen sich ein gefülltes Brot, bei uns als Döner bekannt. Aber schon nach 3 Bissen brennt ihnen der Gaumen, da wohl doch etwas zuviel „Harissa“ hineingeraten ist. Dann endlich hören, später sehen wir eine Kapelle die Strasse entlang maschieren. Die Vorreiter für die eigentlichen Höhepunkte, denken wir. Etwas enttäuscht betrachten wir dann die eigentliche Zeremonie, die mit einem Faschingsumzug in unseren Breiten vergleichbar ist. Etliche Musikkapellen, ein paar geschmückte Pferde und Kamele. So entscheiden wir uns doch lieber für das nächste Kaffee und verhandeln nach insgesamt 12 Cafe au lait mit einem Kutschfahrer, von denen es in Tozeur nur so wimmelt, eine günstige Rückfahrt zu den Fahrzeugen. Es ist schon am dämmern, als wir ziemlich direkt hinter dem südlichen „Ausfahrts-Tor“ von Tozeur übernachten wollen. Hier treffen wir uns wieder mit der Markus, Susanne & Anhang aus Saarlouis und bewundern den in den Fels eingearbeiteten, über uns wachenden Kopf, der bei Dunkelheit sogar angestrahlt wird.

Hier entsteht zu aller Verwunderung ein neuer Golfplatz.

Petra darf noch ein Galoppritt auf dem Dromedar, des dort in einer kleinen Hütte wohnenden Berbers machen, bis sie dann mit mir im in der „Teeküche“ verschwindet, um das „Kantinenessen“ zuzubereiten. Draußen ist es recht windig, aber der riesen Topf dampfende Nudeln mit feiner Sauce lässt uns im Freien wieder warm werden.

Dann noch ein wärmendes Feuerchen, ein bis mehrere Schluck aus den immer dünner werden Vorräten und der Abend klingt gemütlich aus.

 

29.12.02:

 

Wie jeden Morgen, weckt uns die Sonne sehr angenehm, sodass das Aufstehen keine größeren Probleme in sich birgt. „Zu Hause würde ich an freien Tagen bestimmt nicht so früh aufsteigen“,  sage ich noch zu Petra, zudem wollen wir die südliche Chott-Umrundung heute in Angriff nehmen.

Also Frühstück und  alles eingepackt und dann los, den richtigen Einstieg finden. Erst fahren wir einen Weg durch einen Palmenhain, der gerade so breit wie der Hano ist.

Nach einigem rechts und links Gekurve kommt plötzlich ein Mann aus dem Gebüsch gehüpft und teilt uns mit, dass dieser Einstieg in den Chott für uns nicht in Frage kommt. Der Hano ist zu schwer und die Piste für ihn zu schlammig. Also retour und weiter westlich ein zweiter Versuch, der nach langem hin und her auch ein Treffer ist. Man glaubt wegen des extremen Fatamorganaeffektes im Chott immer Richtung Wasser zu fahren.

Jetzt geht es kerzengerade immer den Spuren nach. Die Teeküche wird das erste mal so richtig zum Einsatz gebracht, denn die Strecke ist anfangs sehr hart, so dass es einige harte Schläge auf die Federn gibt. Der Koffer schaukelt bzw. schwangt teilweise so, dass unsere Hintermänner/frauen schon Angst bekommen, wir könnten ihn verlieren. Dann wird es sandiger und somit weicher unter den schon etwas vom Druck befreiten Reifen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit suchen wir uns ein schönes Plätzchen, sammeln verdörrte Sträucher für’s Feuer und kochen einen Hordentopf. Von hier aus hören wir sogar die südlich verlaufende Asphaltstrasse. Den ersten richtig asphaltfreien Tag lassen wir am wärmenden Lagerfeuer bei einer der letzten Flaschen Rotwein ausklingen.

Die Temperaturen sinken in der Nacht um den Gefrierpunkt.


30.12.02:

 

Wieder steht ein erlebnisreicher Tag bevor. Wir möchten es heute durch die Dünen bis Khsar Ghilane schaffen. In Douz füllen wir Diesel und Vorräte auf, da es ab hier nichts mehr gibt und es muss ja schließlich auch durch’s ganze Sperrgebiet reichen.

Der Einstieg auf die Direktroute nach Ksar ist leicht zu finden. Anfangs kommt man sich vor wie auf einer vielbefahrenen Landstrasse. Touristen-taxis und -Fahrzeuge kommen entgegen oder überholen. Letzteres ist bei dem Hanomagspeed auch nicht sehr verwunderlich. Immer wieder kommen recht weiche Sandfelder unter die Räder, die aber alle ohne Allrad befahrbar sind. Nach ca. 30km kommt das ersehnte Cafe Du Sahara.

Eine Hütte aus Dattelblättern mit ein paar Tüchern abgedeckt, ja etwas abseits sogar betonierte Toilettenhäuschen, die aber niemand benutzt, da man mitten in den Dünen angenehmere Plätzchen findet und vor allem noch atmen kann. Nach den üblichen 12 Kaffee au lait geht’s weiter in südliche Richtung. Es macht zunehmend Spaß, umso länger die Sandpassagen werden (mir zumindest). Die Sonne senkt sich schon am Horizont, als wir ein großes Dünenfeld überqueren müssen, das für uns unendlich wirkt. Die Orientierung gestaltet sich schwierig, wenn man nur noch das Scheinwerferlicht und die Spuren vor dem Fahrzeug sieht. Jetzt wissen wir auch warum man in der Wüste nicht Nachts fahren soll. Unsere beiden Motorräder suchen den Weg von einer Dünenkuppe zur anderen und fahren uns teilweise direkt vor der Nase den richtigen Weg voraus. D.h. doppelte Anstrengung für die beiden und noch mehr festfahren, da die Geschwindigkeiten der 4-Rad-Fahrzeuge zu gering sind, um mit dem Zweirad nicht stecken zu bleiben. Bei einer der letzten, aber auch steilsten Düne bleibt der Patrol stecken, schafft es aber mit dem Rückwärtsgang wieder in ebenes Gelände. Wir warten mit dem Hano in sicherem Abstand. Ein Zweiter Versuch und er schafft es mit letzter Kraft auf die Spitze der Düne. Ich bin schon ganz gespannt, ob der Hano diese Düne auch erklimmen wird. Allrad 2-ter Gang, mit Anlauf und Vollgas geht’s auf die Düne zu. In der Hälfte geht im die Puste aus und ich muss auskuppeln. Wir stehen! Alle, samt mir, sind gespannt was nun passieren wird. Keiner hätte große Lust hier zu übernachten, auch nicht in dieser Schräglage, und morgen den Hano auszugraben. Also 1-ten Gang rein und dann Kupplung langsam kommen lassen. Ich merke wie die Räder beginnen zu schaufeln. Und siehe da, ersetzt sich sogar in Bewegung. Dank der guten alten Michelinbereifung arbeitet er sich wiedererwarten nach oben.

Uns ist nach dieser Aktion zwar warm, aber die letzten Km bis Khsar wird es „oben ohne“ doch recht schattig.

Dort angekommen suchen wir uns ein Plätzchen unter den Bäumen hinter den Cafes.

Die Zeltmannschaft kocht die Vorsuppe und in der Teeküche wird das Hauptmenü bereitet.

Wir gönnen uns noch ein tunesisches Bier, sind noch ganz aufgedreht von der tollen Dünenfahrerei.


31.12.02

 

Nach einem sehr ausgiebigen Frühstück werfen wir uns erst einmal in den 38C° warmen Gumpen. Ein Traum, keiner geht hier eigentlich freiwillig wieder raus, denn der Wind ist um diese Jahreszeit recht erfrischend.

Zum Aufwärmen wieder die obligatorische Kaffeeportion für 6 Personen und danach noch einen Ausflug zum Dünencafe am alten Fort. Es gibt seit diesem Jahr ein gut befahrbare Piste in diese Richtung, so dass nur noch die letzten Meter etwas sandig werden.

Den Rest des Tages genießen wir mit Faulenzen, der Besichtigung des „schicken“ Hotels mit Aussichtsturm und natürlich mit der seelisch & moralischen Vorbereitung auf das Jahr 2003.

Es ist schon erstaunlich viel los in Khsar, aber es ist ja schließlich auch Silvester. Um 0:00 Uhr steigen auch hier in der Wüste die Raketen der Touristen.

Achmed, der Besitzer des Dünencafes am Fort kommt uns mit seiner Teekanne und tunesischer Musik besuchen. Irgendwann zu später oder eher früher Stunde treibt uns alle die Müdigkeit in die warmen Schlafsäcke.

Für uns das erste Silvester in Afrika, aber wir sind uns ganz sicher, es war auch nicht das Letzte.

 

01.01.03

 

Am Morgen erst mal etwas länger schlafen, dann wieder ausgiebig in den Dünen frühstücken und sich schon wieder auf den genialen Pool freuen. So könnte man jeden Tag beginnen. Gegen Mittag liegen wir sogar mit kurzen Hosen im Sand, so angenehm sind heute die Temperaturen. Wir genießen es, nach einer Woche täglich hinterm Steuer zu sitzen, die Beine und die Seele baumeln zu lassen.

Wir fragen uns, wie wohl in Deutschland das Wetter sein könnte? Aber schnell schweifen wir wieder von diesem Thema ab, denn eigentlich wollen wir es doch nicht so genau wissen.

Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Aldisteaks gegrillt und mit Kartoffeln, Gemüse und Salat serviert. Ein echter Genuß!

 

02.01.03

 

Nachdem alle innerhalb 3 Tagen ausgepackten Utensilien wieder verstaut sind brechen wir auf in Richtung Süden. Der Patrol muss erst noch etwas von dem in Khsar doppelt so teuren Sprit bekommen, damit er und die 2 Mopeds im Sperrgebiet nicht auf Grundeis laufen. Dann starten wir querfeldein zur Piste, die uns dann nach Kamour bringt. Dort empfängt uns ein netter uniformierter Tunesier. Pässe vorzeigen, eine Kopie der Genehmigung abgeben und schon wünscht er uns eine gute Fahrt.

Wir möchten heute noch bis Bir Aouine kommen, dort soll es wieder eine warme Quelle geben, unter der man richtig duschen kann.

Die ersten Kilometer in diese Richtung sind sehr steinig und ausgefahren (Wellblech).

Später kommen immer wieder kleinere Dünenfelder, die uns viel mehr Fahrfreude bereiten. Wir erreichen Bir Aouine erst sehr spät, so dass wir uns mit den letzten Sonnenstrahlen noch etwas Holz für’s Feuer erhaschen können. Von Holz kann man eigentlich nicht sprechen. Es handelt sich eher um vertrocknete Büschel, die auch nicht sehr lange und ergiebig brennen. Aber besser als gar kein Feuer.

Der Himmel entwickelt sich zu einem faszinierenden Schauspiel der Farben. Schnell zücken wir das Stativ und ballern vor lauter Hingerissenheit einige (viel zu viele) Fotos.

Später füllen wir unsere Mägen mit warmen Maultaschen und Kichererbsensalat.

Es wird sehr windig und ohne unser loderndes Feuerchen, würde sich bestimmt keiner mehr freiwillig  außerhalb des Schlafsackes aufhalten.

 

03.01.03

 

Die Nacht war sehr windig, sodass die Teeküche manchmal ins Schwanken kam.

Der Sonnenaufgang ist wieder einmalig schön, aber auch nach dem Aufstehen lässt der Wind nicht nach und da wir keinen Appetit auf reines „Sandfrühstück“ haben, quetschen wir uns alle in den Hano.

Gut gestärkt geht es heute los in Richtung Bir Larich, wo es angeblich auch eine Quelle geben soll. „Bir“ steht im tunesischen für Quelle. Wir kommen auf eine sehr breite Piste, die uns in dem Glauben lässt, es sei die „richtige Pipelinepiste“, der wir in Ri. Süden folgen wollen. Nach etlichen km scheitert unsere Weiterfahrt an einem großen Dünenfeld. Der Patrol sandet sich ein und der Hano muss wieder mal bergen.

Wir sind zu weit westlich gekommen, aber diese Route führt wohl nach EL Borma, wo wir ja eigentlich gar nicht hin wollen.

Also fahren wir zurück, um die eigentliche PP (Pipelinepiste) zu finden. Nach ca. 5km entdecken wir eine nach Osten führende Piste, die wir dann auch unter die Räder nehmen. Da der Patrol und die Motorräder nicht über überflüssige Spritmengen (Benzin) verfügen, dürfen wir nicht zu viele Umwege und Irrfahrten unternehmen. Wir entscheiden uns, Bir Larich auszulassen und gleich Bir Zar anzusteuern.

In der endlosen Steppenlandschaft können wir in weiter Entfernung große Hügel entdecken, die wahrscheinlich schon auf libyschen Boden stehen.

Es ist schon wieder Nachmittag und so entscheiden wir uns 30 km nördlich von Bir Zar am Rande der PP zu campieren. Der Wind möchte einfach nicht nachlassen und wir bauen unter dem Hano einen Windschutz, damit es etwas erträglicher wird.

Eine warme Suppe und Maulatschen sind jetzt gerade das Richtige, um die innere Wärme nicht auch noch zu verlieren.

 

 

 

 

 

 

04.01.03

 

Über die genialen Sonnen-auf und Untergänge könnten wir jetzt täglich zitieren, aber inzwischen weiß wohl jeder, was wir damit meinen.

Also aufstehen, frühstücken, Diesel umpumpen und einen kleinen Check am Hanomag.

Um 10 Uhr sind wir starklar und können es auf dieser PP mit satten 60km/h (mit dem Hano wohlbemerkt) krachen lassen. Wir kommen an eine Militär bzw. Bohrstation, von wo aus man eine direkte Route nach Osten in Richtung Bir Zar nehmen kann. Der Uniformierte ist auch der Meinung, diese Route sei gut zu befahren. Und er hat nicht zuviel versprochen, vorausgesetzt, wir halten uns immer von der Hauptpiste fern. Diese ist nämlich mit recht großen Steinen gespickt und sehr zerfahren.

Wir kommen zügig voran und mit 1,7 bar in den Reifen schluckt auch die Teeküche so einige Schläge weg. Es lässt einem das Herz höher schlagen, als kleiner Teil dieser endlosen Weite zu sein und nur für sich und das Team verantwortlich zu sein. An nicht anderes denken, als an den Weg und das Ziel. Dies schafft man/frau im alltäglichen Wahnsinn in Europa sonst wohl sehr selten. Dies ist auch der Grund, warum wir uns hier wirklich total erholen bzw. abschalten können.

Wenn man auch noch soweit mit Augen und Fernglas schauen kann, können wir unseren zweiten Motorradfahrer nicht mehr sehen, auch per Funk nicht mehr erreichen. Wir warten und kochen erst mal einen Kaffee. Ein Paar Kamele haben uns entdeckt und kommen näher. Nach 20 min. sind wir umzingelt von ungefähr 20 Kamelen incl. Ihren Besitzern. (Weiß der Teufel, wo die immer aus dem Nichts auftauchen???). Die Tiere sind so zutraulich und neugierig, dass Petra sogar einen Kamelkuss bekommt. Nach einer 3/4  Stunde fahren wir weiter und hoffen den Verlorengegangenen am nächsten GPS-Punkt zu treffen. Wir vermuten, er hat es auch mal richtig „knallen“ lassen und ist uns schon weit voraus und steuern jetzt querfeldein in Richtung nächstem Wegpunkt.

Nach ungefähr 10 km sehen wir unseren Ausreißer an der Gabelung beim ausgemachten Wegpunkt (Blechfass und Betontafel) im Geröll sitzend nach einem Müsliriegel flehend.

Die letzten paar km bis Bir Zar ist eine reine Autobahn. Dort angekommen wird uns von den Militärs mitgeteilt, dass der ersehnte Brunnen schon den Libyern gehört und wir sollten doch bitte wieder gen Norden abzischen. Mit den letzten Tropfen Benzin kann sich der Patrol dem Militärposten noch 2 km entfernen, dann bleibt er stehen.

Also Sprit nachlehren und weiter geht es nach Bord Jenein, einer ebensolchen Militärstation und einem Brunnen mit Trinkwasser mitten im Qued.

Hier können wir übernachten, die Solarduschen aktivieren und endlich mal wieder Haare waschen. Aus der Höhe des Militärpostens wird mächtig mit dem Feldstecher „gespannt“, als sich unsere beiden Damen entblößen. Die Uniformierten bringen sogar noch Feuerholz mit ihrem 4X4 LKW vorbei und überreichen Melanie eine wunderschöne, große Sandrose. Sie suchen regelrecht den Kontakt zu den Touristen, denn monatelang in dieser „Einöde“ zu hausen ist wohl auch sehr trist. Wir werden immer sehr freundlich behandelt und meisten werden Gespräche begonnen über das Leben in Deutschland und Tunesien. Immer werden wir gefragt, ob wir verheiratet sind und Kinder haben. Also sind Petra und ich für den Tunesienaufenthalt verheiratet und mein Sohn zu Hause bei der Oma.

 

05.01.03

 

Um 11 Uhr stehen wir wieder in den Startlöchern, als wir Motorradgebrumme wahrnehmen. Kurz darauf stehen 3 österreicherische KTM – Fahrer vor uns, die ganz aus dem Süden des Landes kommen und hier auf ihr Begleitfahrzeug warten wollen. Kurzer Smalltalk und wir starten in Richtung Remada. Der letzte Tag im Sperrgebiet bricht an.

Zunächst müssen wir die paar km zurück zur Blechfasskreuzung, da der erste, direkte Versuch im Nichts endet. Ähnelt sehr einem Landeplatz für Hubschrauber mit sehr steilen Böschungen rundum, die mit den Fahrzeugen nicht zu bewältigen sind.

Es folgt eine landschaftlich sehr schöne Strecke mit teilweise mehr Vegetation als gewohnt. Auf die Strecke selbst gehe ich hier lieber nicht ein. Ich müsste sonst nur irgendwelche Flüche aufzählen, die mir in diesem Streckenabschnitt über die Lippen gehen. Zumindest ist es keine Piste, die der Hanomag liebt. Um über dieses üble Wellblech zu fliegen bräuchte man ein Fahrzeug mit viel mehr Pferdestärken, um nicht nach ewiger Beschleunigungsphase gleich wieder vor dem nächsten Schlagloch bis fast zum Stillstand abbremsen zu müssen. Das kann einem über etliche km ganz schön die Nerven rauben.

Der Abdruck des streifenden Vorderrades im Kotflügel ist heute noch zu sehen. Zum Glück haben die Blattfedern diese Belastung gutmütig überstanden.

Weiter nördlich stoßen wir wieder auf die oben schon erwähnte „Autobahn“. Es zeigen sich hier Ausblicke, wie man sie aus dem Grand Canyon in den USA kennt. Eine traumhafte Entschädigung dafür, dass wir heute das Sperrgebiet verlassen. Auch nehmen wir als Andenken an solch „schnelle“ Pisten ein ganzes mit Staub und Sand überzogenes Bett im Hano mit über die Sperrgebietsgrenze. Es begegnen uns noch Versorgungstrucks der Paris-Dakar, die uns so einnebeln, dass wir die ersten hundert Meter nur im Blindflug weiterfahren können.

In Remada wird der Patrol getankt, wieder Luft auf die Reifen gelassen und für den abendlichen Gaumenschmaus eingekauft. Unsere Teeküche hat sich auf die ungefähr 600  zurückgelegten km im Sperrgebiet ca. 170 l  von den 280 l, die wir in 3 Tanks bunkern, schmecken lassen.

Etwas abseits der Strasse werden am Abend  die frischen Steaks gegrillt und bei Lagerfeuer die vergangenen Tage in der Einsamkeit revue passieren lassen.

 

06.01.03

 

Wir fahren nach Tatouine und die Männer lassen sich erst mal für 2 TD wieder richtig den Bart abschneiden. Danach gibt es sogar noch ein exklusive Kopfmassage. Auf dem Markt finden wir dann noch frisches Gemüse, an dem es die vergangenen Tage auch gemangelt hat. Massenhaft kommen uns Ralleyfahrzeuge entgegen, die die Tankstelle mit ihren riesigen Tanks regelrecht leersaugen, um dann nach EL Borma zu preschen.

Zusammen fahren wir noch bis Medenine, wo sich dann leider die Wege zu unseren 4 Begleitern trennen. Sie fahren jetzt über Matmata nach Tunis, wo am 10.01.03 die Fähre nach Genua auf sie wartet.

Wir machen uns auf nach Djerba, um dort noch ein paar ruhige Tage zu verbringen und uns eventuell mit der Familie im 508 MB aus Saarlouis zu treffen.

Als wir über den Damm fahren ist es schon fast dunkel und es wird höchste Zeit ein Plätzchen für die Nacht zu finden. Vorbei an den ganzen Hotelbunkern finden wir erst vor Houmt Souk einen ruhigen Platz.

 

07.01.03

 

Nach ausgiebigem Frühstück wollen wir uns die Souks von Houmt Souk ansehen, finden auch unweit einen Parkplatz.

Hier macht sich der Rückgang der Touristenzahlen deutlich bemerkbar. Die Händler und Feilscher wollen auf biegen und brechen immer irgendetwas verkaufen. Wir besichtigen noch eine Teppichknüpferei, kaufen dann doch noch ein paar Souvenirs und füllen unsere Vorräte wieder etwas mit tunesischem Wein und Bier auf.

Jetzt wollen wir mal die NW-küste abfahren und uns einen schönen Platz suchen, da uns die Ostküste zu verbaut ist. Ein paar km nördlich des kleinen Ortes Ajim finden wir einen schönen Palmenplatz, der auch super Schatten spendet. Hier wollen wir bei traumhaftem Wetter ein paar Tage ausspannen.

Abends genießen wir selbstgemachte Falafel mit Gemüse.

 

08.01.03

 

Ein weiterer Sonnentag steht uns bevor. Der Wind hat etwas aufgefrischt, aber das ist ja am Meer normal. Wir faulenzen den ganzen Vormittag in unsere Stühlen und am Strand herum, trinken viel Kaffee und machen uns dann am Nachmittag auf den Weg nach Ajim und Guelalla, wo wir uns zum Kauf einer Schicha überreden lassen.

In und um Guelalla kann man die vielen Töpfereien  bestaunen und Unmengen von Tonwaren kaufen. So richtig günstig, wie wir erwartet hatten, waren sie aber leider nicht.

Um evt. doch noch Markus und Susanne zu treffen, fahren wir auch noch die ganze Südküste bis El Kantara ab. Aber alles ohne Erfolg.

Am Abend nehmen wir wieder den Palmenplatz in Beschlag. Es kommen viele Kinder mit Ziegen und Wasserkanistern vorbei, die zur Zisterne auf einer kleinen Anhöhe am laufen. Sie wohnen ein paar hundert Meter vom Strand entfernt in mehr oder weniger einfachen Hütten, die zwar aus Stein gemauert sind, aber nur mit Blechdächern bestückt sind. Wir haben zwar nur ein paar „Stylo’s“ zu verschenken, aber das nächste mal nehmen wir besser ein paar Zahnbürsten und Paste mit. Die Zähne der kleinen Kinder sehen schon aus wie bei einem 80-jährigen. Wir erleben mal wieder einen grandiosen Sonnenuntergang mit Palmen vor dem sinkenden Feuerball. (Immer diese grandios kitschigen Sonnenuntergänge!)

Wir grillen und testen erst mal die neu erworbene Schicha mit samt der Buschtrommel.

09.01.03

 

Am Morgen setzen wir mit der kleinen Fähre für schlappe 3 Dinar nach El Jorf über.

Es wieder einmal sehr abenteuerlich zu beobachten, wie viele Ziegen auf einen kleinen Pick-Up passen, ohne da Übergewicht zu bekommen.

Auf der C116 tanken wir noch den Hano und dann geht es Richtung Matmata, wo wir uns die bekannten Berberhöhlen anschauen möchten. Durch eine eindrucksvolle Berglandschaft, zerfurcht und ausgewaschen, fahren wir über Bir Zelten, Nouvelle Matmata den Berg hinauf nach Matmata.

Es bläst ein höllischer Wind hier oben. Kaum stehen wir auf einem Parkplatz kommen auch schon wieder aufdringliche „Führer“ auf uns zu. Nicht einmal ausgestiegen, sprechen sie uns schon durch die geschlossene Fahrertüre an. Wir suchen uns einen ruhigeren Platz zum parken und schauen uns etwas um, schießen ein paar Bilder von den Höhlen und machen uns dann wieder aus dem Staub. Schon atemberaubend, welches Vertrauen die Berber in diese Bauweise haben. Aber eins ist sicher, eine kühlere Wohnung gibt es im Sommer nicht.

Wir fahren zurück nach Nouvelle Matmata, welches anstelle der vielen alten Höhlendörfer aus dem Boden gestampft wurde und bei uns einen dementsprechend Eindruck hinterlässt. Weiter Richtung Gabes suchen wir im Verkehrschaos den im Reiseführer beschriebenen Campingplatz in der Nähe des großen Palmenhains. Nach einiger Kurverei finden wir ihn auch, aber er hat leider geschlossen. Schade, wir hatten uns schon auf eine schöne Dusche gefreut.

Also nicht wie wieder raus aus dem Großstadtgetümmel, einen Platz für die Nacht suchen. Auf der P15 geht es in Richtung Gafsa. Die Straße steigt steil an und vor uns türmt sich eine riesiger Gebirgszug auf, der im untergehenden Sonnenlicht richtig rotgelb leuchtet. Nach etlichen km finden wir am Straßenrand, kurz vor Menzel Habib,  ein großes zerfallenes Gebäude, hinter dem schon ein anderes Fahrzeug im Windschatten der Mauern parkt. Es ist ein roter MB 407 mit Wohnwagen hintendrauf.

Hier bleiben wir die Nacht, verkriechen uns aufgrund des Windes auch schnell in die Federn.

 

10.01.03

 

Beim Aufstehen scheint erst noch die Sonne, aber kaum sind wir wieder „on the road“ fallen schon die ersten Regentropfen. In Gafsa bummeln wir durch die Medina und suchen die bekannten römischen Bäder, die wir aber nicht finden. Es wirkt schon sehr „verdreckt“ in diesem Stadtviertel. Den im Führer beschrieben Badegumpen finden wir ebenfalls nicht. Wir fahren weiter auf der P15 über Magel Bel, Abbes, Kasserine, dann auf die P17. Es regnet schon die ganze Fahrt und wir haben etwas Bammel vor dem fast 1200m hohen Pass, den wir überqueren müssen. Denn schon nach Tajerouine gibt es Schneeregen. Wir schalten das GPS ein, um die momentane Höhe zu erfahren. Gott sei dank, wir sind ja doch schon auf 1000m. Somit bleibt uns eine Rutschpartie erspart.   Der Anblick einer komplett weißen Berglandschaft ist uns ja aus unseren Gefilden in dieser Jahrezeit nicht unbekannt, aber in Tunesien vom Schnee überrascht zu werden hätten wir nun doch nicht erwartet. Da es ununterbrochen regnet, fahren wir einfach immer weiter über Le KEF , El Krib und hoffen auf Wetterbesserung.

Wir halten Ausschau nach einem Ü-Platz, finden aber ewig nichts. Die Erfahrung sagt: „Suche einen Ü-Platz, bevor die Dämmerung einsetzt“. Aber dies lässt sich einfach nicht immer umsetzten. So stellen wir uns einfach unter eine Laterne einer Seitenstraße im letzten Ort vor Dougga, was wir morgen hoffentlich bei Sonnenschein besichtigen können. Die ganze Nacht Regen, Regen, Regen, wie aus Kübeln.

 

11.01.03

 

Nach einem schnellen Frühstück fahren wir nach Dougga, eine der größten und best erhaltenen Ausgrabungsstätten Tunesiens mit Amphitheater, Wohnstätten, Toiletten, allem was man damals an Luxus haben konnte.

Es regnet nur noch leicht, dafür ist es aber sehr kalt und der Wind bereitet mir sogar Ohrenschmerzen. Die dicken Regenwolken hängen noch an den in der Ferne sichtbaren hohen Bergen, so dass wir weitere Regenfälle erwarten müssen.

Wir haben das Gefühl hier im falschen Film zu sitzen. Die Heizung volle Pulle an, alle langen Klamotten an, die der Schrank hergibt, damit wir unter unserem Cabrioverdeck nicht zu sehr schlottern müssen.

Die Landschaft erinnert an Österreich, oder die Schweiz. Trotzig grüne Wiesen, Berge im Hintergrund, ein schöner Anblick. Wenn nur der Regen nicht wäre, könnte man hier „oben“ auch ein paar Tage verweilen und sein Auge vom Sand auf üppigeren Bewuchs umzustellen.

Wir stellen unsere Planung mit der Befahrung der Nordküste um. Fahren über Teboursouk, Thibar, Beja nach Nefza. Es ist inzwischen unmöglich geworden Cap Negro und Cap Serrat zu erreichen. Die Wege sind entweder zu matschig oder es sind reißende Bäche bzw. Flüsse daraus geworden. Teilweise fahren wir auf Hauptstrassen durch 50cm tiefe, reißende Fluten. Tunesische PKW stehen mittendrinn, sind regelrecht abgesoffen.

Statt dass die anderen helfen, fahren sie außen herum und sind selbst froh nicht stecken geblieben zu sein. Lieferwagen stehen schon, von den Wassermassen mitgerissen, in der Prärie. Fenster eingedrückt und das braune, schlammige Wasser fließt mitten

über den Fahrersitz. Wir sind froh unseren hochbeinigen, schweren Hanomag zu fahren, der sich von diesen Fluten noch nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Weiter geht es vorbei am Lac de Ichkeul, auf dessen Insel sich eine prächtiger Naturpark mit seltener Tierwelt befindet. Die Zufahrt zur Insel ist aber leider auch unbefahrbar geworden.

Wir wollen heute Nacht am Meer verbringen, daher fahren wir nördlich von Bezirte über kleine Sträßchen an einen windgeschützten Strandplatz. Wir beobachten wie die 3-5m hohen Wellen hereinbrechen. Ein Getöse und Gegrolle, das uns die ganze Nacht im Ohr bleibt ist immer wieder ein beeindruckendes Naturschauspiel. Der Leuchtturm blinzelt herüber und der Regen hört auf. Nach 3 Tagen Regen  können wir uns wieder richtig aus unserem Schneckenhaus heraustrauen.

Ich sterbe fast vor Hunger. Vor lauter Fahrerei haben wir ganz das Mittagessen vergessen, daher muss jetzt schnell was gezaubert werden. Es gibt gekochtes Gemüse, Tomaten Mozarellasalat und endlich wieder ein Fläschchen Rotwein aus dem Monoprix.

 

12.01.03

 

Heute möchten wir den östlichen Küstenabschnitt unter die Lupe nehmen. Auf kleinen Sträßchen steuern wir El Mekki an. Ein sehr schöner langer Strand liegt vor uns, aber den Gedanken hier zu übernachten müssen wir schnell wieder fallen lassen. Die komplette Parkzone besteht aus einem See aus Salzwasser. Da der Untergrund nur aus Sand besteht ist hier das Einsinken schon vorprogrammiert. Zwei Fahrzeuge werden schon mit einem Traktor geborgen, als wir ankommen. Andere Stellmöglichkeiten gibt es hier leider nicht. Schade, denn es ist wirklich ein sehr feinsandiger und großer Strand, der im Sommer laut Reiseführer auch gut besucht ist.

Wir stellen uns auf einen kleinen Platz am Hafengelände von Ghar El Mekki mit Blick auf die sehr gut erhaltene Festungsanlage und das Meer. Es kommen viele neugierige Kinder und Jugendliche vorbei bis wir die Türe schließen und uns auch für diesen Tag zur Ruhe lassen.

 

13.01.03

 

Endlich weckt uns wieder die Sonne. Genau der richtige Tag, um uns nach Tunis zu stürzen und noch ein paar Souvenirs aus den Souks zu ergattern. Wir stehen direkt vor dem Tor zu den Souks im Verkehrschaos  von Tunis. Hier einen Parkplatz zu bekommen wäre wie ein 6-er im Lotto. Völlig verfahren und entnervt parken wir schließlich vor dem Hotel Du Lac und tauchen dann in die engen Gassen der Händler und Feilscher ein.  Ein netter Tunesier führt uns zu den Sehenswürdigkeiten die da wären: das ehemalige Sultansgebäude mit tollen Mosaikböden und Wänden, grandioser Aussicht über die Dächer von Tunis; eine von mehreren Koranschulen, die mit ganz aufwendigen Stuckarbeiten an den Wänden und Decken verziert ist.

Danach wühlen wir uns wieder durch die engen Gassen und bummeln, bis uns die Füße und das Kreuz wehtun. Gefüllt von vielen Eindrücken und wieder einmal reicher an Erfahrungen im Feilschen fahren wir am Abend raus nach Sidi Bou Said und nächtigen unterhalb des Hotels Amilcar. Der Parkplatz ist abends recht stark von Liebespärchen und sonstigen Besuchern frequentiert. Wir haben trotzdem eine ruhige Nacht und wollen uns morgen nochmals in die Souks stürzen.

 

14.01.03

 

Gesagt getan. Nach dem Frühstück bei herrlichem Sonnenschein geht es wieder über den Damm nach Tunis hinein. Diesmal nehmen wir einen bewachten Parkplatz, der uns nur 2TD für den ganzen Tag kostet und wir uns sicherer fühlen. Wir geben die letzten Dinar aus, was uns auch nicht schwer fällt, denn morgen sollen wir laut Ticket Afrika schon wieder verlassen und die Ausfuhr von Dinar ist verboten. Zudem kann man mit diesem Geld auch nirgends etwas anfangen.

Wieder verschwinden wir im Gewühle der Souks. Wir kommen in den Bereich, in dem die Einheimischen einkaufen. Die Preise sind hier um einiges günstiger und die Händler nicht so aufdringlich. Immer wieder laufen wir in Seitensträßchen hinein, so dass wir teilweise Schwierigkeiten haben die Orientierung zu behalten. Die eigentliche Medina von Tunis liegt nördlich der Touristensouks. Mit einem dicken Kopf vom Feilschen und dem Gewühle fahren wir am Abend noch an die Tankstelle in La Goullette und füllen die 300 L Diesel für die Heimfahrt. Wir nehmen sogar noch 20 l bleifrei für unseren Rasenmäher mit, da die Dieseltanks schon voll sind.

Auf dem beleuchteten Parkplatz direkt vor der Einfahrt ins Hafengelände bleiben wir mit gemischten Gefühlen für die letzte Nacht in Tunesien stehen.

Susanne und Markus, die inzwischen schon wieder in D angekommen waren warnten uns vor Überfällen mit Betäubungsgas. Ihnen selbst wurde hier in der Nacht die Seitenscheibe rausgeschnitten und das Wohnmobil durchwühlt, obwohl 2 Erwachsene, 2 Kinder und 1 Hund darin schliefen.

Vielleicht hatten wir auch das Glück, dass noch andere Reisende auf diesem Platz standen, die im Sitzen in ihren Fahrzeugen schliefen.

Die Nacht verläuft ruhig und wir sind schon gespannt, wie denn hier die Formalitäten ablaufen.

 

15.01.03

 

Um 7:00 Uhr werden wir schon wach und während Petra Kaffee kocht, erkundige ich mich, welcher Eingang nun der richtig für die Cartharge nach Marseille ist.

Das Büro öffnet erst um 8:00 Uhr, so dass wir in Ruhe Kaffee trinken können. Es dauert keine 15 min. und wir haben die 3 Zettel ausgefüllt, dürfen gleich in den überdachten Bereich einfahren. Hier hat jeder seine Aufgabe. Ein Beamter stempelt nur die Pässe, der nächste muss das Fhzg. austragen, wiederum ein anderer muss das Fhzg. durchsuchen und kurz vor der Einfahrt in den Schiffsbauch noch einmal Fhzg.-check, dass auch ja kein Afrikaner zwischen den Achsen versteckt ist. Nun stehen wir wieder an der selben Stelle wie vor 4 Wochen, nämlich auf dem sonnenüberfluteten Deck der Cartharge.

Es fällt uns schwer, jetzt schon Abschied von Tunesien nehmen zu müssen, um wieder im kalten Europa bei derzeit -18°C und Schnee in den Alltag einzutauchen.

Bis aber alle Fahrzeuge im Bauch geparkt und verzurrt sind, vergeht noch eine weitere Stunde, die wir nutzen, um unsere Erlebnisse noch einmal im Schnelldurchlauf revue passieren zu lassen.

 

16.01.03

 

Die Überfahrt verläuft ruhig und ehe wir am morgen aus den Federn kommen, hat das Self-sevice-Restaurant schon wieder geschlossen, da die Cartharge schon am einparken im Hafen von Marseille ist.

Alle Fahrzeuge werden durch den ersten Stock einer alte Lagerhalle geleitet. An die Ankunft von Fhzeugen über 2,50m haben die Zöllner scheinbar nicht gedacht. Es sind ca. 6 Allrad-LKW, die hier nicht durchpassen. Also geht die Funkerei los. Wir sollen alle persönlich zum Zoll maschieren, um die Pässe zu kontrollieren.

Nach einigem hin und her gibt der Chef grünes Licht und lässt uns mit der Bemerkung, die Ausreise aus Afrika wäre ja schon auf dem Schiff gestempelt worden, einfach durch einen Zaun aus dem Hafengelände hinausfahren.

Es liegt noch Schnee an den Straßenrändern. Für Marseille ein ungewöhnlicher Anblick.

Da uns aber die Sonne ins Gesicht scheint ist es auch in unserem Cabrio nicht zu kalt.

Wir legen uns auf die Autobahn Richtung Schweiz, bezahlen ca. 40€ bis Genf und übernachten noch einmal bei minus 4C° in der Nähe von Bern.

 

17.02.03

 

Am morgen müssen wir den tunesischen Diesel erst einmal mit tunesischen bleifrei mixen, da dieser nicht für solche Temperaturen ausgelegt ist und schon etwas flockig aussieht.

Der Hanomag läuft und läuft wie ein Uhrwerk. Wir vermuten, er riecht den Heimathafen und ist froh, von den salzigen Straßen zu kommen, um sich von den Strapazen der letzten 30 Tage zu erholen.

 

Rückblick

 

Zu Hause angekommen, voller neuer, aufregender, interessanter Eindrücke brauchen wir über 1 Woche, um uns wieder an den hiesigen Rhythmus zu gewöhnen.

Das schönste am Heimkommen ist immer das lange Zähren an den gewonnenen Erlebnissen und der Bereicherung an Erfahrung, die man nur mit den Menschen teilen kann, die dabei waren oder Ähnliches erlebt haben.

Hier möchten wir auch noch einmal einen herzlichen Dank an unsere Mitreisenden Andreas, Mellie, Toffer und Thomas loswerden, die immer voller Teamgeist, Enthusiasmus und vor allem Humor steckten, was uns allen das Reisen noch angenehmer gestaltete.

Und wir sind uns alle sicher.................... Afrika ruft wieder, wenn sich die schlimmen Vorkommnisse in Algerien hoffentlich wieder beruhigt haben. Bis dahin haben wir Zeit uns und unsere Fahrzeuge wieder auf eine interessante Tour vorzubereiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier noch ein paar Reise bzw. Preisinfos vom Dez.02 :

 

Þ    Fährkosten mit Hanomag auf der Carthrage, 2 Pesonen mit Kabine

 

Genua-Tunis, Tunis- Marseille 960€

 

Þ    1 Tunesischer Dinar ca. 1 Euro

 

Þ    1 Liter Diesel landesweit ca. 30 cent, außer im Sperrgebiet, dort ca. das doppelte

 

Þ    Campingplatz in Douz, 2 Pers., Hanomag

 

Þ    1 Fl. Wein ab 3 TD, Dose Bier 0,6 TD, Preise im Monoprix, in Bars und Hotels das 3 bis 4-fache.