Reisebericht Tunesien 1999/2000 von A. Schm
idt und Christian Grübl


Der Heilige Abend fing bei uns etwas anders an wie bei anderen Leuten.
Um 13.00 Uhr starteten wir unseren Trip in das Abenteuerland.

Gut gestärkt bei "Muttern" ging es danach Richtung Süden. Nach 860 Asphaltkilometern kamen wir um
04.15. Uhr in Genua an.
Gegen 06.00 Uhr wurde das Hafengelände geöffnet. Chaos brach aus, jeder wollte
der erste sein. Alle stürmten gleichzeitig los, alle in die falsche Richtung.
Zwischen Kisten, Koffern, Kartons und anderen Utensilien, die jeder so zum
Überleben brauchte, fanden wir um 10.30 Uhr endlich den Weg auf die Fähre.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, billig aber gut, bezogen wir unsere Quartiere
unter Deck. Wir waren schockiert, wie man im Süden Strafgefangene unterbringt,
bis wir merkten, das diese Lager für uns bestimmt waren. Zwischen Schnarchern,
Pupsern und anderen nicht so wohlriechenden Düften, bezogen wir unsere
Pritschen.
Nach dem Abendessen fielen wir frisch geduscht ins "Bett" und träumten von dem
Abenteuer, welches uns noch bevor stand.
Am Nachmittag des folgenden Tages, kamen wir im Hafen von Tunis, La Goulette,
an. Zollkontrolle und das obligatorische Geldwechseln waren mit einigen
Verzögerungen hinter uns gebracht. Schon ging es weiter bis kurz vor Kairoun.
Die Müdigkeit überfiel uns. Wir schlugen unser Zelt direkt an der Straße auf und
dämmerten ziemlich schnell in den Schlaf des Gerechten.
Gegen 08.30 Uhr ging es dann weiter Richtung Süden. Mitten durch
Steppenlandschaft, bei ca. 10 Grad Kälte, brrrrr, fuhren wir gestärkt von Kaffee
und Baguette, weiter nach Medenine. Direkt am Straßenrand unter Palmen, bei
starkem Wind, schlugen wir unser Camp auf. Nach einer stürmischen Nacht, unseren
morgendlichem Kaffee, Munddusche und Katzenwäsche, packten wir unsere Bündel und
es ging weiter nach Remada. Wir mußten uns jetzt noch eine Genehmigung besorgen,
die uns die Durchfahrt des Sperrgebietes erlaubte. Das " Syndicat d´initiative
Touristique Tataouine (fax Nr. 05-850999) half uns bei allen Formalitäten. Die
Kosten ca. 20 TD pro Nase , waren noch erträglich.
Uns lechzte nach einem richtigen Bett, und so stiegen wir in einem Hotel "
Medina" ab. Für 5 TD durften wir in einem richtigen aber leider viel zu weichen
Bett nächtigen. Wir zogen noch ein bißchen durch die Stadt, lernten die
tunesische Gastfreundlichkeit kennen, für die uns doch bald noch 20 TD abgezockt
wurde.
Um 08.45 Uhr wurde unser Trip etwas durcheinander gebracht. Wir erfuhren im "
Syndikat", daß eine Anreise mit 2 Motorräder ohne Begleitfahrzeug, über Remada
nicht möglich war. Wir mußten die Route über Kamour einschlagen - Pipelinepiste.
Nach mehreren Stunden, die wir mit Frühstück und Bummel hinter uns brachten,
bekamen wir dann die notwendigen Papiere, die unseren Geldbeutel um 55 TD
leichter machten. Vollgetankt ging es dann los, vorbei am leider geschlossenen
"Cafe des Nomades" Richtung Kamour. Wir schlugen wieder unser Luxuszelt auf und
nickten gegen 19.30 Uhr ein.
Der nächste Tag begann schon um 04.00 Uhr früh. Die ersten Ausfallerscheinungen
an den Motorrädern, an Thermo Matte und uns zeigten sich. Nach allen Checks, Öl,
Kofferträgern etc. ging es dann, nach Müsli-Vitaminen und Kaffee, weiter nach
Kamour. Die Strecke fuhr sich autobahnmäßig, sehr gut. In Kamour ging es dann
los ins Sperrgebiet. Die Suche nach unserem vorgeschriebenen Führer verlief
erfolglos. Egal, wir fuhren alleine los, durch Dünenfelder und nichts als Sand.
Zerzaust und zersandet schlugen wir in einem Dünenfeld unser Lager auf und
schliefen nach warmen Pflaumenwein selig ein.
Heute morgen ging es weiter in Richtung El Borma. Leider wählten wir die alte
Strecke, die wie sich nach stundenlangem Sand-Kampf,wirklicher Panik ohne Wasser
noch tagelang eine Irrfahrt bewältigen zu müssen,fast totaler
Erschöpfung und an unseren letzten Reserven zehrend, als unüberwindbar
herausstellte. Die Grenzen unserer Möglichkeiten wurde uns in diesen Minuten und
Stunden dramtisch bewußt. Die Kraft der Wüste als Gegensatz zu unserer Stärke,
war erschreckend und zugleich auch lehrreich für unsere nächsten Touren.
Wir kehrten also um und fuhren in nördliche Richtung. Es war nun schon dunkel
und unsere Fahrt glich einem Parcour aus Büschen, Sträuchern und Sandlöchern.
Trotz dem Wunsch aufzugeben, machten wir uns gegenseitig Mut und kämpften und
schließlich durch. Um 19.30 Uhr kamen wir in dieser Millenium-Silvester-Nacht,
endlich in Bir Soltane bei der Quelle an. Wegen totaler Erschöpfung feierten wir
mit unserem guten Tröpfchen " Flasche Hochriegel" gegen 21.10 Uhr unseren
Jahreswechsel und kippten in eisiger Kälte in unsere Schlafsäcke.
Nach dieser feuchtfröhlichen Silvesterparty, ging es morgens los Richtung
Kamour. Unterwegs trafen wir auf viele Verrückte, die genau wie wir die Big
Party im Sand erleben wollten. Verschiedene kleinere Reparaturen, die aufgrund
unseres umfangreichen Werkzeuges und Ersatzeillagers kein Problem waren, hielten
uns aber nicht zurück. Nach unserer Fahrt bis "Oase Ksar Ghilane", nach Kaffee
und Kuchen, beschlossen wir eine weitere Nacht dort zu verbringen. Wir genossen
ein fürstliches Abendessen für stattliche 7 TD, wärmten uns an fremden Feuern
und krochen, Spaghetti und Hammelfleisch gestärkt in unsere Schlafsäcke.
Den nächsten Tag verbrachten wir mit Baden, rumwandern durch die Dünen, Tee und
Kaffee schlabbern und anderen ruhsamen Tätigkeiten. Der Besuch des "Fort" von
Ksar Ghilane" war ein kleiner Höhepunkt. Wir trafen einen Freund, den wir schon
von unserem Rumänien-Trip kannten und tauschten unsere Erfahrungen aus. Müde
aber dennoch zufrieden, krochen wir in unsere "Betten" und schliefen mal wieder
glücklich ein.
Heute morgen ging es weiter nach Matmata.Unterwegs stärkten wir uns im Cafe "Bir
Soltane". Um 16.00 Uhr kamen wir dort an, bezogen unser Hotel "Kousseila",
Kostenpunkt 30 TD pro Nacht, aber dafür mit Halbpension. Nach einem reichlichen
und leckeren Abendessen, durften wir mal wieder den Luxus eines warmen und
weichen Bettes genießen.
Nach einer ruhigen Nacht, ging es nun weiter Richtung Westen. Unsere
Kaffee-Fahrt ging von "Cafe Julil" bis über "Cafe Sahara", jedesmal Stärkung und
Planung, weiter über Douz, Kebili Ri nördlich über die Berge. Wir deckten uns
mit Lebensmittel ein und waren so gerüstet für die weiteren Kilometer. Kurz vor
El Guthar ging es hoch in die Höhenwelt der Wüste. Mitten am Fuße der Berge,
campierten wir am Lagerfeuer und dusselten vor uns hin.
Nach einer schönen windstillen romantischen Nacht, fuhren wir nach unserem
obligatorischen Frühstück weiter nach Ri Tozour. Ramadan und die pünktlichen
tunesischen Öffnungszeiten von Banken und Geschäften lernten wir dort kennen und
so ging es weiter über Chibika, Tamerza, Schluchten und Gebirge bis kurz vor
Redeyef. Das mittlerweile obligatorische Zeltaufschlagen und Lagerfeuer ging wie
aus dem FF. Das einschlafen und träumen auch.
Heute ging es weiter nach Sidi Boubaker. Unsere Karte entsprach wohl nicht dem
tunesischen Standard, den wir landeten eingeschüchtert und umzingelt von
bewaffneten Grenzsoldaten an der algerischen Grenze. Nachdem wir erklären
konnten, daß wir weder für den deutschen Geheimdienst, noch in irgendeiner
kriegerischen Absicht unterwegs waren, konnten wir unseren richtigen Weg nach
Norden über Kasserine antreten. Ca. 20 Kilometer vor Sbiba schlugen wir unser
Camp auf und schliefen bewacht von Wölfen und anderem Getier ein.
Nach unserem heuten abwechslungsreichen Frühstück geht es weiter Richtung
Norden. Kleine einsame Straßen, Felder und Bäume begleiten unseren Weg durch das
Atlas-Gebirge. Auf rund 1000 Meter Höhe ist die Luft ein bißchen dünner und wir
campieren zwischen Bäumen auf einer wie sich später rausstellen sollten, Schaf-
und Ziegenweide. Die freundlichen Einheimischen erzählen uns in Ihrer
Landessprache aus ihrem Leben. Der arabischen Sprache mächtig, logisch,
lauschten wir gespannt deren Erzählungen. Müde und vollgequasselt schlafen wir
ein.
Am Morgen geht es heute weiter Richtung Norden, nach Carthage. Unser Hotel
"Amilcar", sehr schön am Strand von Carthage und Sidi Bou Said gelegen, beziehen
wir für 20 TD mit Frühstück.
Abends genießen wir das prickelnde Nachtleben von La Marsa und kommen uns
zwischen den Reichen und Schönen, etwas klein und schmuddelig vor. Nach diesem
Sparziergang verbringen wir ein paar Stunden an unserer Hotel-Bar und genießen
ein paar Bierchen als Schlummertrunk.
Nach sehr gutem Buffett-Frühstück, machen wir die Stadt unsicher, lassen uns
nach Ramadan-Öffnungszeiten, endlich mal wieder naß rasieren, stärken und mit
Imbiss und vesaufen abends an der Hotel-Bar unsere letzten TD.
Unsere letzte Nacht verläuft ohne Zwischenfälle, morgens nach dem packen, fuhren
wir zum Hafen und checkten dann endlich um 11.00 Uhr auf unserem Schiff ein.
So schipperten wir müde, gutgelaunt, etwas alkoholisiert Richtung Heimat und
waren uns sicher, in der Wahl unserer Millenium-Silvester-Tour genau das
richtige getan zu haben.
Am Heimathafen - Genua war trotz unserer Befürchtungen alles in bester Ordnung.
Unser Bus stand unberührt an der gleichen Stelle und wir konnten die letzten
Kilometer Richtung Heimat losstarten.

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